Wiederansiedlungsprojekt erfolgreich: Mit Lachsnetz auf Auerhahnfang | Lausitzer Rundschau

2022-11-07 16:50:40 By : Ms. Lushyong Zhejiang

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Riesenherausforderung: Auerhähne fangen und nach 1400 Kilometern Fahrt gesund ins neue Zuhause bringen. Am 13. April bricht eine neunköpfige Fangcrew nach Mittelschweden auf.

Es kribbelt wieder. Auch wenn die Männer um Projektleiter Dr. Alexander Zimmermann schon alte Hasen im Auerhuhnfang sind. Im Mai 2012 sind die ersten 28 Auerhühner aus Schweden im Naturschutzgebiet Forsthaus Prösa ausgewildert worden. Aber noch immer ist der Fang von Auerhähnen die „Königsdisziplin“. Vor allem im Frühjahr in der Balzzeit, wenn die „Herren“ voller Testosteron stecken. Doch genau diese Zeit ist es, die eine größere Zahl von Auerhähnen an die Balzplätze lockt. „Hähne zu fangen, ist eine Kunst und verlangt Ausdauer“, das hat zu Beginn der schwedische Auer­huhnexperte Eric Ringaby den Deutschen ins Bordbuch geschrieben. Sie fliegen kurz vorm Dunkelwerden mit ihren unnachahmlichen Rufen auf die Baumwipfel. Die entsprechenden Gebiete steuern sie zielgerichtet an, weil sie wissen, „dass unten am Boden die Mädels warten“, wie Naturparkleiter Lars Thielemann mehrfach beobachtet hat. Und dann beginnt so zwischen drei und vier Uhr die Balz. Der Auerhahn, oft sind es auch zwischen zwei und vier an einer Stelle, fliegt auf den Boden und beginnt mit männlichem Gehabe den „Damen“ zu imponieren. Chancen haben zunächst scheinbar nur die stattlichen Burschen, die mit prallem Fächer. „Es gibt auch Revierkämpfe“, berichtet Michél Springer, ebenfalls ein erfahrener Auerhuhn-Fänger. Er habe zwei Hähne fünf Meter vor seinem Zelt beobachten können.

Apropos Zelt. Das ist ein ganz einfaches. Meist gegen 19 Uhr wird es jetzt dunkel in der Fangregion bei Dalarna in Mittelschweden. Dann gehen die Männer schlafen. „Es ist eine herrliche Ruhe“, berichtet Uwe Lewandowski, der wie Frank Raden ebenfalls zum Fangteam gehört. Lars Thielemann: „Wer von uns schläft schon nachts noch mitten in freier Natur? Ich habe in Schweden auch Wölfe heulen hören.“

Überbieten mit Eindrücken wollen sie sich nicht. Denn was nach spannendem Abenteuer klingt, ist vor allem eins: anstrengend, mitunter zermürbend. Stundenlanges Warten, Eiseskälte, bei der auch ein Schlafsack nur begrenzt wärmt, mitunter kilometerweites Stapfen durch tiefen Schnee. Alexander Zimmermann: „Die Crew, das sind Männer, die die Natur lieben und wollen, das das Wiederansiedlungsprojekt gelingt.“ Beim Fang kommen drei Meter lange Netze zum Einsatz, mit denen eigentlich Lachs gefangen wird. Schon die richtige Position in der Landschaft zu finden, gelinge nur mit Erfahrung. Die zwei Meter hohen Netze werden etwa einen Meter breit auf den Boden gelegt und einen Meter hoch gespannt. Darin verheddern sich die Hähne. Dann heißt es schnell sein. Das Tier aus dem Netz befreien, flugs in den Transportbehälter, so schnell wie möglich ins Auto und ab auf den 1400 Kilometer langen Rückweg. Eine lange Käfighaltung überleben die Hähne nämlich nicht. Frank Raden lebt das Projekt. Er kennt die Stellen, wo die Auerhühner im Naturpark und in der Rochauer Heide am häufigsten vorkommen. Er würde den Stress immer wieder auf sich nehmen. Und wenn es als Dank ein Sahnehäubchen oben drauf gibt – „ich habe eine Bärin mit ihrem Jungen gesehen“ – ist es umso schöner.

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